Einigung im Streit um den Nürburgring

November 28, 2012

Wie der Spiegel berichtet haben die Insolvenzverwalter im Streit um die Pleite-Rennstrecke Nürburgring eine Einigung erzielt. Die privaten Pächter bekommen per Interimsvertrag eine Art goldenen Handschlag mit Bleiberecht. Für Ministerpräsident Beck ist das Ergebnis eine peinliche Schlappe.

Noch vor zwei Wochen sah es so aus, capsule als drohe dem Nürburgring in Rheinland-Pfalz ein langer Prozess, allergist im schlimmsten Fall sogar das Aus für alle Veranstaltungen im kommenden Jahr, darunter das geplante Formel-1-Rennen. Zu diesem Horrorszenario für die wirtschaftsschwache Eifel wird es nun doch nicht kommen. Am diesem Dienstag haben sich die Insolvenzverwalter der landeseigenen Pleite-Rennstrecke und die privaten Pächter vor dem Landgericht Koblenz auf einen Vergleich geeinigt. Dabei konnten die Pächter, der Hotelier Jörg Lindner und der Immobilienentwickler Kai Richter, allerdings millionenschwere Zugeständnisse erreichen – etwa einen Vertrag, der es ihrer Firma NAG erlaubt, zumindest vorerst einen Großteil ihrer Geschäfte am Ring weiterzuführen, vor allem Hotel- und Gastronomiebetrieb.

Genau nach solch einem goldenen Handschlag mit Bleiberecht sieht es nun für die Pächter aus; offenbar ließ der ursprünglich vom Land ausgehandelte Pachtvertrag kaum Spielraum für etwas anderes. Zwar ist in dem Vergleich nun nicht mehr von einem Managementvertrag für Lindner und Richter die Rede, dafür aber von einem Interimsvertrag, der kaum Unterschiede zur ursprünglichen Version erkennen lässt.

Demnach sollen die ungeliebten Pächter möglicherweise noch bis Ende 2015 diverse Führungsaufgaben am Ring übernehmen und dafür ein Millionenhonorar kassieren. Für den Fall, dass die Insolvenzverwalter oder neue Eigentümer des Rings sie doch früher loswerden wollen, sind bis Ende 2015 pro Monat 51.000 Euro Ausgleich fällig.

Genauso lukrativ dürfte für die Pächter aber die Regelung zu den schon aufgelaufenen Pachtschulden sein, die sich nach Berechnungen der Insolvenzverwalter mittlerweile auf fast zwölf Millionen Euro summieren. Davon müssen Lindner und Richter jetzt nur noch 5,5 Millionen Euro zahlen. Das entspricht exakt dem Vergleichsentwurf, den die Insolvenzverwalter vor zwei Wochen noch abgelehnt hatten.

Gleichzeitig haben die Insolvenzverwalter damit indirekt ihre Position aufgegeben, wonach Richter und Lindner 3,2 Millionen Euro aus der Tourismusabgabe des Landes nicht zustehen. Zudem dürfen die Pächter noch diverse Posten gegen die Forderung der Verwalter rechnen, unter anderem zwei Millionen Euro für die Betriebsausstattung, die sie einem Nachfolger überlassen müssen. Unterm Strich sind sie dem Land damit gerade noch 270.000 Euro schuldig.

Für die rheinland-pfälzische Landesregierung von Kurt Beck (SPD) bedeutet der Vergleich eine peinliche Schlappe. Die Mainzer hatten immer darauf gepocht, dass die Pächter keinen Anspruch auf die Tourismus-Millionen hätten. Der Streit darüber führte schließlich zur Räumungsklage.

Mit der Einigung steigen aber immerhin die Chancen, dass das geplante Formel-1-Rennen im kommenden Jahr doch noch auf dem Nürburgring stattfindet. Weil dies wegen des drohenden Rechtsstreits auf der Kippe stand, hatte bereits der Hockenheimring angeboten, den Lauf zu übernehmen. Auch für das Rennen in der Eifel ließen sich Lindner und Richter die Veranstaltungsrechte im Vergleichsvertrag zusichern. Sie bekommen dafür die Strecke 14 Tage lang kostenlos überlassen, außerdem gratis Sachleistungen der Ringeigentümer im Wert von bis zu einer Million Euro. Aus dem operativen Alltagsgeschäft bei der Vermarktung der Rennstrecke müssen sie sich allerdings zurückziehen.