Deutschlands Olympia Team mit Nachholbedarf im Internet

July 27, 2012

Deutschlands Team für die Olympischen Spiele in London tut sich schwer mit dem Internet. Nur 42% der 392 Athleten des Olympia-Teams besitzen eine Homepage, order magere 30,2% eine Facebook-Page. Mit 18,2% nutzen noch weniger Twitter als Marketing- und Kommunikationsinstrument. Das ergibt eine Studie der Digital-Beratung kpunktnull aus Düsseldorf.

“Gerade in Zeiten, da Sportförderung kritisch hinterfragt wird und der Kampf um Sponsoren immer härter wird, böte Social Media für Athleten kleiner Sportarten die Chance, sich mit ihren Fans zu vernetzen und Geldgebern Argumente für eine Unterstützung zu liefern”, meint kpunktnull-Geschäftsführer Thomas Knüwer. Ein Erfolg im Internet sei dabei unabhängig von der Sportart oder der Präsenz in Fernsehen oder Zeitung: Tennisstar Philipp Kohlschreiber schaffte es bei Facebook auf nicht einmal 3.500 Fans und wird überholt von Judoka Ole Bischof (9.600 Fans) und Degenfechterin Monika Sozanska (5.000).

Die Top-Facebooker im deutschen Team sind die zwei Taekwondo-Kämpfer: Sie verfügen beide über eine Facebook-Page. Knapp dahinter folgen die Tennis-Spieler, von denen 85,7% dieses Marketing-Instrument nutzen, die Turner mit 84,2%, das Tischtennis-Team (71,4%) sowie die Schwimmer (60,5%). Ganz hinten: die beiden Bogenschützen, von denen sich keiner in das Social Web wagt.

Schon beim Thema Homepage hakt es bei vielen Sportlern. “Das Design vieler Web-Auftritte von Olympia-Teilnehmern aus Deutschland wirkt wie von einem Teenager vor Jahren zusammengehauen”, kritisiert kpunktnull-Gründer Knüwer. Die Integration eines Weblogs, mit dem sich die Fans leicht auf dem Laufenden halten ließen, wagen gerade einmal 12 deutsche Olympioniken – darunter fünf Ruderer.

Ebenfalls traurig sieht es in Sachen Twitter aus. Radsportler und Tennisspieler haben zu 57% den Kurznachrichtendienst für sich entdeckt. Die Hockeyspieler liegen mit 32,4% zwar noch hinter den Seglern (33,3%) glänzen aber seit einigen Tagen mit erhöhter Aktivität. Sportler aus gleich sieben Disziplinen verweigern sich hier komplett: Bogenschießen, Fünfkampf, Gewichtheben, Reiten, Ringen, Schießen und Taekwondo.

“Gerade auf Twitter ist es spannend zu beobachten, wie einige Sportler den Dienst nicht nur als Marketinginstrument in Richtung Fans sehen, sondern miteinander kommunizieren – sogar über Sportarten hinweg”, meint kpunktnull-Geschäftsführer Thomas Knüwer. So informierte Radsportlerin Miriam Welte den Weitspringer Christian Reif am Mittwoch via Twitter, dass die Berichte über zu kurze Betten im Olympischen Dorf nicht der Wahrheit entsprächen: “Du wirst auch reinpassen.”

Insgesamt gibt die deutsche Olympiamannschaft damit kein gutes Bild ab, meint Knüwer: “In anderen Ländern haben Sportler längst erkannt, dass sie sich über das Social Web unabhängiger machen können von klassischen Sportmedien wie von der Yellow Press. Hier haben die deutschen Athleten einen deutlichen Nachholbedarf.” Beispiel Schwimmen: Während US-Star Michael Phelps 5,4 Millionen Fans auf Facebook zählt, erreicht sein deutscher Widersacher Paul Biedermann gerade einmal 0,1% davon.