Beckenbauer fordert für Extremfall: “Stehplätze abschaffen”

August 28, 2012

Vor dem Bundesliga-Auftakt debattierten Berti Vogts und Franz Beckenbauer sowie Harald Schmidt, Helmut Sandrock (DFB-Generalsekretär) und Hans Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund) bei Sky90 über die Favoriten auf den Meistertitel und das Gewaltproblem in deutschen Stadien.

Sky Experte Franz Beckenbauer…

…über die Gewaltprobleme in deutschen Stadien: “Ich weiß nicht, ob das so dramatisch ist. Ich würde die, die jetzt randalieren und mit Gewaltbereitschaft ins Stadion gehen, nicht als Fans bezeichnen. Ein Fan ist nicht gewaltbereit, der feuert seine Mannschaft an, steht lautstark hinter seinem Team. Die anderen sind Zerstörer, die muss man in den Griff bekommen. Wenn alles nichts nutzt, dann musst du halt auch die Stehplätze abschaffen. Dann geht’s nicht anders. Aber man muss diese Situation in den Griff bekommen.”

Helmut Sandrock (Generalsekretär DFB)…

…über die Gewaltprobleme in deutschen Stadien: “Wir haben eine Zunahme der Intensität an Vorfällen, auch außerhalb der Stadien – und gerade da sind wir auf Polizeijustiz angewiesen. Ich glaube, dass dieser Schritt, den wir in Berlin gesetzt haben, ein klares Zeichen an die Fanszenen war. Wir wollten klarmachen wogegen wir sind: Gegen Gewalt im Stadion, auch gegen Pyrotechnik. Und wir müssen auch unsere Instrumente überprüfen. Ob das Einlasskontrollen sind oder Stadionverbot, auch das Thema Ticketing können wir noch verbessern.”

…über die Stehplatz-Diskussion: “Ich bin ganz bei Reinhard Rauball und dafür stehen auch DFB und Vereine. Stehplätze wollen wir nicht in die Diskussion bringen, sie sind ein Teil der Fankultur. Aber zu Kultur gehört keine Gewalt und Pyrotechnik. Und wenn wir diese Differenzierung hinkriegen, wird das Thema Stehplätze, auch im Kontext der billigen Eintrittskarten, kein Thema sein. Wir werden dafür kämpfen. Aber wir brauchen auch die 99 Prozent der friedfertigen Fans, die mithelfen müssen, genau dieses andere Prozent, das stören will, aus dem Stadion zu verbannen, denn die haben im Stadion nichts zu suchen.”

Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund)…

…über den Ansatz, aus Sicherheitsgründen, nur noch personalisierte Tickets zuzulassen: “Wenn wir die Tickets personalisieren für die Heimfans, dann müssen wir mittags um 12 Uhr anfangen, die Leute kommen zu lassen, dann haben wir Schlangen bis in die Innenstadt – wie willst du das kontrollieren? Wir wissen genau, wo die Ultra-Fans stehen, wir haben da eine Menge Möglichkeiten. Du musst das Problem dezentral lösen, das müssen die Klubs mit ihren Ultras lösen. Wir müssen uns dem Thema stellen, wir müssen viel miteinander diskutieren, wir müssen aber auch klar machen, es gibt zwei Dinge, über die wir nicht diskutieren: Es gibt keine Gewalt und keine Pyrotechnik!”